Motivierende Schreibanlässe und positive Schreiberfahrungen sind besonders für Kinder mit Rechtschreibschwierigkeiten wichtig!
Denn beim kreativen Schreiben können Kinder das Schreiben, das für sie in der Regel mit großen Anstrengungen und frustrierenden Erfahrungen verbunden ist, als eine Form des Ausdrucks für sich entdecken – als eine Möglichkeit, kreativ zu sein und sich mitzuteilen!
In diesem Blogartikel erfährst du, warum das so wichtig ist und was du tun kannst, um Kinder durch das Schreiben freier Texte auch für ihr weiteres Rechtschreiblernen zu stärken.
Gerade für Kinder mit Schwierigkeiten beim Schreiben sind motivierende Schreibanlässe und positive Schreiberfahrungen wichtig!
Denn positive Schreiberfahrungen machen ihnen erlebbar, dass es sich lohnt, den für sie besonders beschwerlichen Weg des Schreibenlernens und -übens auf sich zu nehmen!
Sie zeigen ihnen, dass das Schreiben eine Möglichkeit bietet, kreativ zu sein, sich auszudrücken und mitzuteilen!
Leider machen aber gerade Kinder mit Rechtschreibproblemen häufig eher negative Schreiberfahrungen.
Zum Beispiel, wenn sie aus dem Urlaub eine Postkarte schreiben, in der sie ihrer Oma begeistert von ihren Erlebnissen berichten, die sich beim nächsten Wiedersehen auch dafür bedankt – aber auch ergänzt, dass da „ja ganz schön viele Fehler drin waren…“
Oder wenn sie im Deutschunterricht eine spannende Geschichte erfinden und sie zu Hause gleich stolz ihren Eltern zeigen – doch die erste Reaktion, noch während die Eltern den ersten Satz lesen, etwas ist wie: „‘Honig’ wird aber mit ‘g’ geschrieben, mein Schatz, nicht mit ‘ch’. Und ‘Biene’ mit ‘ie’!“
Oder wenn sie, wie jeden Montagmorgen in der Schule, in ihrem „Tagebuch“ in ein paar Sätzen von ihrem Wochenende berichten – doch statt auf den tollen Ausflug zum Rummelplatz einzugehen, sagt die Lehrerin ihnen: „Satzanfänge werden immer groß geschrieben, das solltest du inzwischen eigentlich wissen!“
Ganz klar: Alle Personen aus diesen Beispielen meinen es gut!
Alle verbindet der Wunsch, dass die Kinder sich in ihrer Rechtschreibung verbessern.
Aber ihr Feedback an das Kind ist dabei alles andere als hilfreich.
Denn dass ihre Texte voller Fehler sind, wissen die Kinder ja längst!
Beim Schreiben der Postkarte, der Geschichte oder des Wochenendberichts, spielte das für die Kinder allerdings – glücklicherweise! – einen Augenblick lang mal keine ganz so große Rolle.
Viel wichtiger war ihnen in diesem Moment, etwas mitzuteilen, sich auszudrücken, von sich zu erzählen!
Und das ist gut!
Denn – das sollten wir nie vergessen – das Schreiben ist ja kein Selbstzweck!
Es ist Mittel zum Zweck, denn:
Die Schriftsprache ist nicht nur Schrift, sondern vor allem Sprache!
Und Sprache dient der Kommunikation!
Sie ist dafür da, dass wir uns austauschen, Informationen weitergeben und einander mitteilen können.
Es geht beim Schreiben also erst einmal um den Inhalt und erst im zweiten Schritt um die Form.
Wenn Kinder beim Schreiben kreativ werden oder sich mitteilen – eine Geschichte erfinden, von ihren Wochenenderlebnissen berichten oder der Oma eine Postkarte schicken – sollte sich unsere Rückmeldung deshalb (auch wenn uns die Fehler sofort ins Auge springen!) immer erst auf den Inhalt des Textes beziehen.
„Ach wie hab ich mich über deine Postkarte gefreut – so konnte ich mir richtig vorstellen, wie du jeden Tag am Strand nach schönen Steinen suchst!“
„So spannend, deine Geschichte! Wie mutig die Bienen ihren Honig gegen den Bären verteidigen – kein Wunder, dass er dann Reißaus nimmt!“
oder „Wenn ich deinen Bericht so lese, bekomme ich richtig Lust, auch mal wieder auf den Rummel zu gehen!“
Solche und ähnliche Rückmeldungen zeigen den Kindern:
Was du da schreibst, was dich bewegt, was du denkst, das interessiert mich!
Und das ist ganz entscheidend, damit die Kinder nicht ihre Motivation verlieren, sich in dem für sie so mühsamen und schwierigen Lernbereich auch weiterhin anzustrengen.
Doch wie gehen wir mit dem Dilemma um, dass es ja gerade für uns als Deutschlehrer*innen, LRS-Fachkräfte, Sonderpädagog*innen oder Lerntherapeut*innen eine zentrale Aufgabe ist, mit den Kindern daran zu arbeiten, ihre Rechtschreibung zu verbessern?
Sollen wir die Fehler in ihren freien Texten einfach ignorieren?
Oder riskieren wir so, dass sie sich falsch geschriebene Wörter dauerhaft falsch abspeichern?
Sollten wir am Ende doch noch gemeinsam die Fehler durchgehen und sie korrigieren?
Hier sind ein paar Tipps dazu:
Bei allen Überlegungen dazu, ob oder wie wir den Kindern Rückmeldungen zu ihren Fehlern geben möchten, sollten wir uns zuallererst immer das Ziel kreativer Schreibanlässe bewusst machen:
Wir wollen damit erreichen, dass die Kinder das Schreiben als eine Form des Ausdrucks für sich entdecken und wir möchten, dass sie ähnlichen Schreibanlässen auch in Zukunft mit Freude und Motivation begegnen.
Kreative Texte sind also kein Medium fürs Üben der Rechtschreibung!
Darum ist es auch völlig in Ordnung, wenn du den Kindern überhaupt keine Rückmeldung zu Rechtschreibfehlern in ihren freien Texte gibst und dich bei deinem Feedback ganz auf den Inhalt konzentrierst!
Die Frage, ob wir das Thema der Fehler mit den Kindern überhaupt thematisieren sollten und wenn ja, in welchem Umfang ist außerdem auch eine ganz und gar individuelle Frage.
Hast du z.B. einen Schüler mit sehr großen Schwierigkeiten in der Rechtschreibung, der beim Vorlesen seiner Geschichte das Blatt so hält, dass du auf keinen Fall einen Blick auf seinen Text, die Schrift und seine Fehler werfen kannst, dann geht es auch noch um etwas anderes:
Das Kind empfindet Scham.
Und Scham ist der Killer für jede Motivation.
Das Kind hat Angst vor negativem Feedback.
Es fürchtet den Rotstift und dass sein Text damit auf die Defizite und Fehler reduziert wird.
Ziemlich sicher hat das Kind genau das schon oft erlebt.
Und das heißt:
Die Situation bietet die Gelegenheit, seinem negativen Mindset zum Schreiben eine neue, andere Lernerfahrung entgegenzusetzen.
In diesem Fall solltest du das Thema der Rechtschreibung am besten völlig außen vor lassen.
Denn dann erlebt das Kind dein Interesse an seinem kreativen Prozess!
Vielleicht lachst du gemeinsam mit ihm über die lustige Geschichte, tauschst dich inhaltlich mit ihm darüber aus, sagst ihm, welche Gedanken oder Gefühle du beim Anhören der Geschichte hattest oder welches deine Lieblingsstelle ist – so arbeitest du an der Beziehungsebene und ganz besonders: am Vertrauen.
Und das ist sehr wertvoll!
Denn diese Vertrauensbasis ist die Grundlage dafür, dass sich das Kind zu einem späteren Zeitpunkt mit seinen Fehlern auseinandersetzen kann, ohne befürchten zu müssen, dabei beschämt und entmutigt zu werden.
Kinder, die schon auf erste Lernerfolge im Bereich Rechtschreibung zurückgreifen können, kannst du ermutigen, sich auf einen Regelbereich zu konzentrieren, den sie gut beherrschen.
Viele Kinder sind beispielsweise recht sicher darin, klein geschriebene Nomen aufzuspüren und darin können wir sie positiv bestärken:
„Wow, das war ja nicht mal eine Minute und du hast sieben Wörter gefunden, die noch groß geschrieben werden müssen! Richtig gut!“
Generell sind wir dafür, den Rotstift durch den Grünstift auszutauschen. Bei Kindern, die immer sicherer im Schreiben werden, ist es eine gute, stärkende Erfahrung, wenn wir in ihrem Text alle richtig geschriebenen Wörter grün markieren.
Über die einzelnen falsch geschriebenen Wörter ist es so viel leichter ins Gespräch zu kommen.
Im Fokus steht dann die Leistung, nicht das Defizit!
Vielleicht hast du aber auch ein Kind in deiner Förderung, bei dem der Text wegen seiner vielen Fehler nur mit großer Mühe zu lesen ist (oft im Nachhinein selbst für das Kind).
Damit es seine Geschichte dennoch stolz präsentieren kann, lass dir den Text doch noch einmal diktieren und tippe ihn (die Rechtschreibfehler kommentarlos korrigierend) am Computer ab. Besonders, wenn du den Text dann gemeinsam mit dem Kind noch ein bisschen gestaltest – vielleicht einen schönen Rahmen darum setzt, wichtige Wörter farbig markierst oder Bilder einfügst – wird diese Bearbeitung des Textes am Computer sogar als Aufwertung für das Kind erfahrbar:
Denn dass du dir gemeinsam mit dem Kind so viel Mühe mit der grafischen Gestaltung des Textes gibst, zeigt deine Wertschätzung für die Geschichte des Kindes.
Und es ist ein „Kniff“, der es dir ermöglicht, die Fehler im Text zu korrigieren, ohne dass das Kind in einer Situation, in der du vordergründig Erzählfreude und Schreibmotivation wecken willst, wegen seiner vielen Rechtschreibfehler entmutigt wird.
Wir haben es schon gleich zu Beginn formuliert:
Gerade Kinder mit Rechtschreib-Schwierigkeiten brauchen motivierende Schreibanlässe und positive Schreiberfahrungen!
Denn Erfolgserlebnisse beim freien Schreiben stärken ihr Selbstvertrauen und ihre Anstrengungsbereitschaft in dem für sie insgesamt mit so großen Herausforderungen verbundenen Lernbereich.
Beim kreativen Schreiben können die Kinder ihrer Fantasie freien Lauf lassen und gerade eigene Geschichten zu schreiben ermöglicht ihnen besonders schöne, positive Schreiberfahrungen – denn in Geschichten ist einfach alles möglich!
Manchen Kindern fällt es jedoch nicht leicht, ganz frei drauflos zu schreiben…
Diese Kindern kannst du unterstützen, indem du ihnen „Reizwörter“ als kleine „Anstupser“ und inspirierende Ideengeber fürs Erfinden von Geschichten an die Hand gibst.
„Reizwörter“ helfen einen Anfang zu finden, den Text vor dem Schreiben einmal gedanklich zu strukturieren und sie können im Schreibprozess ein roter Faden sein.
Und gerade schöne Bildkarten, die solche „Reizwörter“ darstellen, sind (weit mehr noch als eine schlichte Wörterliste an der Tafel oder Wortkarten auf dem Tisch) besonders geeignet, die Lust am Erfinden von Geschichten wecken!
Denn:
Bilder entfachen unsere Fantasie, sie werfen unser „Kopfkino“ an.
Manche Kinder lockt auch die Herausforderung, vorgegebene Wörter in ein bestimmtes Geschichtengenre einzubauen:
Wie wird aus den Wörtern „Wasserball“, „Sonnenschirm“, „Pommes“ und „Möwe“ ein aufregender Kriminalfall?
Oder aus „Strand“, „Flaschenpost“, „Boot“ und „Eis“ eine Abenteuergeschichte?
Auch Formulierungshilfen für z.B. Text-/Satzanfänge wie „An einem sonnigen Ferientag…“ oder „Ich hätte nie gedacht, dass mir sowas mal passiert…“ oder auch für Übergänge im Text („Doch plötzlich…“, „Im nächsten Moment…“) können eine Unterstützung für die Kinder sein und ihnen das Schreiben erleichtern.
Mit solchen kleinen Hilfestellungen – schönen Bildkarten, einem vorgegebenen Geschichtengenre und Formulierungshilfen – kannst du den Kindern einen Rahmen bieten, in dem sie positive Schreiberfahrungen machen können.
Wenn du dann noch wertschätzend und bestärkend auf ihre entstandenen Texte reagierst, legst du eine wichtige Grundlage für ihr weiteres Lernverhalten:
Für eine Lernhaltung, die von Zuversicht, Vertrauen und Motivation geprägt ist, und die es den Kinder ermöglicht, sich guten Mutes mit dir in den für sie besonders herausfordernden Rechtschreib-Dschungel zu wagen.
Schöne Bildkarten, eine Vorlage für einen Geschichtengenre-Würfel und Formulierungshilfen haben wir in einem kleinen Material-Paket für dich zusammengestellt.
Falls du Lust hast, deinen Schüler*innen damit in einer deiner nächsten Förderstunden einen zur Jahreszeit passenden kreativen und motivierenden Schreibanlass zu geben, schau doch mal hier:
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